
Vom 10.06.2022 bis zum 26.06.2022 sind Menschen in Basel dazu eingeladen im partizipativen Ausstellungsformat ex-de-plora – Expeditionen im Anthropozän an einem kritischen Austausch zum Klimawandel teilzunehmen und die Zukunft als Katastrophe sowie als Utopie zu imaginieren. ex-de-plora setzt sich aus drei Teilen zusammen: aus [1] einer medienkünstlerischen Arbeit, die sich kulturanalytisch mit Expeditionen in Gletschergebieten auseinandersetzt; [2] einem partizipativen Format, das Emotionen, Gedanken und Geschichten rund um das Thema ‹Climate Anxiety› Platz lässt und hilft zu einem bewussten Handeln zurückzufinden; und [3] aus einer Plattform für Veranstaltungen, Gesprächsformate und weitere Interventionen – von uns und mit anderen organisiert, mit dem Ziel einen möglichst vielfältigen Diskurs zu führen. Kunst ist in ex-de-plora gewissermassen das Alibi, um sich an einem Ort zu versammeln und über politische und soziale Themen zu sprechen.
[1] ex-plora (lat. imperativ für erkunde, entdecke)
«Never Stop Exploring» lautet das Motto der Outdoor-Marke The North Face. Ein Imperativ, der in Anbetracht der zunehmenden Sichtbarkeit der Folgen des neoliberalen Kapitalismus auf ökologischer und sozialer Ebene masslos klingt. Ausgehend von eigenen Gletscherexpeditionen möchte die Medienkunst-Installation ex-de-[plora/polar] diesem Imperativ fragend, kulturanalytisch, medienexperimentell und (selbst-)kritisch nachgehen: Inwiefern suchen wir auf ‹Natur›-Expeditionen nach etwas, das durch den fortlaufenden Klimawandel nicht mehr zugänglich sein wird? Welche Ambivalenzen entstehen, wenn ‹Natur›-Expeditionen Teil von wissenschaftlichen, touristischen oder (der eigenen) künstlerischen Praktiken sind, die sich gleichzeitig kritisch mit dem Klimawandel auseinandersetzen? Welche Rolle spielen dabei mediale Darstellungen und Bilder im Netz? Und inwiefern sind ‹Natur›-Expeditionen auf Gletschergebiete zum konsumierbaren Gut geworden? Als Projektionsfläche und begehbaren Raum im Raum funktioniert in ex-de-[plora/polar] das Expeditionszelt «Geodome 4» von The North Face, das nach dem geodätischem Kuppeldesign des Architekten und Philosophen Richard Buckminster Fuller (1895–1983) konstruiert wurde – ein Design, das seit den 1950er-Jahren in unterschiedlichen theoretischen, wissenschaftlichen und touristischen Kontexten sowie in (Post)-Climate-Change-Szenarien auftaucht.
[2] de-plora (lat. imperativ für bedaure, beweine, beklage)
Was machen wir mit Ängsten, die Gedanken an den Klimawandel in uns wachrufen? Wie werden diese durch Schlagzeilen, Bilder und Filme verstärkt oder geformt? Treiben diese Gefühle ein aktivistisches Handeln an oder lassen sie uns in Apathie erstarren? Die Geschwindigkeit des voranschreitenden und folgenreichen
Klimawandels sowie dessen Komplexität können uns überfordern und Ohnmacht hervorrufen. Ähnlich wie bei Expeditionen in extreme Geländen reagieren wir unterschiedlich auf Gefahren und Angstzustände: von einer Art Schockstarre, die ein bewusstes Denken und Handeln verunmöglicht, bis hin zu einem flammenden Engagement, indem persönliche Grenzen überschritten werden – vom ‹Burn On› bis zum ‹Burn Out. Dieses Phänomen ist mittlerweile unter dem Namen ‹Climate Anxiety› bekannt geworden. Im zweiten Teil der Ausstellung bieten wir unterschiedlichen Emotionen, Gedanken und Geschichten Platz, um in ein bewusstes Handeln zurückzufinden. Wenn wir uns als Teil des Ökosystem Erde anerkennen, ist das Kümmern um unser Wohlbefinden ebenso wichtig, wie das Engagement für eine klimagerechte Welt.