
Räumliche Forschungspraktiken im Gespräch mit Gabriela Schaepman-Strub (Erdsystemwissenschaftlerin, Scientific Director Swiss Polar Institut, Teilnehmerin polARTS), Barbara Schibli (Autorin, polARTS), und Janis Polar (Künstler, ex-de-plora) aus wissenschaftlicher und künstlerischer Perspektive. Moderiert von Carla Peca (Kuratorin, ex-de-plora).
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Spaziergang, Rundfahrt, Hochtour, Expedition – dies sind Forschungspraktiken, in denen das physische Erkunden, Medialisieren oder Vermessen von Raum eine wichtige Rolle spielt. Es ist der körperliche Akt sich mit einer vorgefassten Intention an einen Ort zu begeben, um Sinneseindrücke oder Daten zu sammeln: sowohl in künstlerischen wie auch in wissenschaftlichen Praktiken. In diesem Gespräch loten wir das Spektrum zwischen dem Sammeln subjektiver Wahrnehmungen, objektiver Daten und Artefakten aus und fragen nach den Erkenntnissen, welche durch unterschiedliche Formen von Expeditionen gewonnen werden. Die eingeladenen Gäst*innen geben Einblick in ihre (kollaborativen) Forschungspraktiken im Kontext des Klimawandels, ihre Beweggründe Expeditionen zu unternehmen, ihre Dokumentationsstrategien und diskutieren gleichzeitig, die damit verbundene Frage nach nachhaltigeren Alternativen.
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Barbara Schibli (Autorin / Teilnehmerin polARTS) hat Germanistik, Italianistik und Journalistik studiert. Sie lebt im Kanton Aargau und unterrichtet Deutsch und Kreatives Schreiben am Gymnasium in Baden. Ihr erster Roman «Flechten» wurde 2016 mit dem Studer/Ganz-Preis sowie 2017 mit dem GEDOK-Literaturförderpreis ausgezeichnet. Sowohl für den ersten Roman als auch für den in Arbeit befindlichen zweiten Roman erhielt sie Arbeitsstipendien von Stadt und Kanton Zürich sowie vom Kanton Aargau. Im Jahr 2020 wurde sie zusammen mit Gabriela Schaepman-Strub für ein Tandemprojekt im Rahmen von PolARTS ausgewählt.
Gabriela Schaepman-Strub (Erdwissenschaftlerin / Teilnehmer in polARTS) hat einen Hintergrund in Geographie, Biologie und europäischer Ethnologie. Sie promovierte 2005 in Naturwissenschaften an der Universität Zürich. Nach fünf Jahren als Postdoc an der Universität Wageningen, Niederlande, kehrte sie 2009 an die Universität Zürich zurück. Teil ihrer akademischen Laufbahn war ein halbjähriger Aufenthalt an der Boston University und am NASA Jet Propulsion Laboratory, Pasadena, in den Vereinigten Staaten. Seit 2019 ist sie Professorin für Erdsystemwissenschaften an der Universität Zürich und beschäftigt sich mit den Triebkräften und Rückkopplungen der arktischen Biodiversität und Ökosystemfunktionen. Gabriela Schaepman-Strub verfügt über umfangreiche Erfahrungen in der sibirischen Arktis, da sie seit 2009 Expeditionen in die Tundra leitet, um die Ökosysteme und die Auswirkungen von Veränderungen auf die lokalen Gemeinschaften besser zu verstehen. Seit Mai 2021 ist Gabriela Schaepman-Strub wissenschaftliche Direktorin des Swiss Polar Institute. Sie vertritt die Schweiz im International Arctic Science Committee (IASC) und im Conservation of Arctic Flora and Fauna (CAFF) des Arktischen Rates. Ihre Vision ist es, die Polarforschung durch internationale Zusammenarbeit zu erleichtern und zu fördern und die Politik mit Wissenschaft und gemeinsam produziertem Wissen zu unterstützen, um eine nachhaltige Entwicklung der Polarregionen der Erde zu erreichen.
Janis Polar (Künstler / ex-de-plora) ist Medienkünstler und Kulturanalytiker mit Fokus auf installativen und performativen Multichannel-Installationen, die diskursiv und medienreflektierend verfahren. Aktuell setzt er sich mit dem ‹Anthropozän›, dessen Sprachen, Bilder, Geschichte und Theorien auseinander. Ein Schwerpunkt ist die Auseinandersetzung mich Gletschergebieten und hochalpinen Regionen. Immer mehr rückt dabei auch die künstlerische Verhandlung der Frage nach der eigenen agency (als Individuum und Künstler) im Klimawandel in den Fokus: Es gibt kein Aussen vom Klimawandel, entsprechend ist die kunstimmanent oder vermittelnd konstruierte Kritik gleichsam als Selbstkritik in Prozessen der Sicht- und Hörbarmachung zu verstehen.
Carla Peca (Moderation, Kuratorin / ex-de-plora), ist Mitbegründerin/Co-Kuratorin von Kein Museum und wissenschaftliche Assistentin am Lehrstuhl für Architekturtheorie von Prof. Dr. Laurent Stalder. Als Mitglied der Fachgruppe Bildende Kunst des «Kulturdünger» ist sie in der Jugendkulturförderung im Kanton Aargau engagiert. Sie hat einen Master in Deutscher Literaturwissenschaft und Kulturanalyse, war Redakteurin der Zeitschrift für Ästhetik und Allgemeine Kunstwissenschaft und hat in verschiedenen Zürcher Museen und Galerien gearbeitet. Zurzeit unterrichtet und forscht sie am Institut für Geschichte und Theorie der Architektur an der ETH zu baulichen Unfällen in Literatur, Film und Architekturgeschichte der Moderne.